Freitag, 7. Mai 2021

0139 - Juli, Die Happy, Blackmail, Bernhard Hoecker u.a. - Kleve Radhaus Open Air - 21.7.05 - 23.7.05

 Das Radhaus e.V. ist eine Jugendeinrichtung in Kleve, diese gibts bereits seit 1977. Allerdings noch am anderen Standart,  dort wo es jetzt ist ist es erst seit 1983, am alten Standort ist jetzt ein Aldi. 

Irgendwann Ende 2004 entschied man sich ein mehrtägiges ein Open-Air zu veranstalten. Mit vielen Bands, Comedy usw. dies sollte im Juli stattfinden. Dummerweise war der Juli eher Nass und Kalt, dabei waren Die Ärzte gar nicht auf Tour. 

Ich war einige Tage vor dem Festival noch im Radhaus und wollte etwas abgeben, war das ne DVD? Weiss ich gar nicht mehr. Jedenfalls wurde aus einem kurzen "Kannst du mal eben was mit tragen" ein 6 Tage aufbaumarathon. Die Bühne musste aufgebaut werden, zig hundert Meter Kabel verlegt, Zäune aufgestellt werden und und und. Es gab nämlich auch einen Zeltplatz und der musste laut genehmigung Umzäunt sein. Kennt ihr diese Baustellenzäune die mit den riesigen Steinen? Wisst ihr wie schwer die sind wenn man damit ein ganzes Feld umzäunen muss? Pff ab in den Kofferaum damit und die so über das ganze Feld gefahren. Irgendwann nach 4 Tagen aufbau gab es dann auch eine TÜV Abnahme. Die den Fluchtweg bemängelten. Wenn da 4000 Leute durch müssen würden die an einer Stelle eventuell Stolpern und könnten hinfallen. Ja gut. 50 Meter weiter war auch eine Lagerhallenwand, und auf der anderen Seite ein Kanal. Hätte man auch reinfallen können aber das war egal das gehörte nicht zum Festivalgelände.

Wir hatten dann auch irgendwann wie TÜV abnahme, nachdem man zig Löcher zuschütten, abdecken und ähnliches musste. Am nächsten Tag sollte es los gehen. Ich hatte einen Presse/Backstage/All Areas pass und als erstes wollten mich die Klever Verkehrskadetten nicht aufs Gelände lassen. Bin einfach aussen um die herumgefahren. Verarschen kann ich mich jetzt echt alleine. 

Der erste Tag war "Comedytag" daher Sitzplätze und es war so dermaßen scheiss kalt. 10°C im Juli(!) Dazu noch 100% Regenwahrscheinlichkeit und es nieselte den ganze Tag schon. Als Headliner sollte Bernhard Hoecker auftreten der aber einige Tage zuvor einen Unfall hatte und deswegen fast nicht gekommen wär. 

Gegen 18 Uhr war Eröffung durch den Bürgermeister und es fing an zu schütten. Gut das vorher noch mit einem Fallschirm eine überdachtung Organisiert worden war, so dass nicht alle Zuschauer Nass wurden. 

Den "Ansager" machte Heinz Gröning besser bekannt als "Der unglaubliche Heinz" der nach jedem anderen "Act" ein ca. 15 Minütiges Kurzprogramm hatte und so auch auf seine 45 Minuten Auftrittszeit kam. Das ganze waren Ausschnitte aus seinem aktuellen Bühnenprogramm, war auch ganz lustig, nur schweinisch kalt oben auf dem Technikturm, wenigstens war es bei uns Trocken.

Als erstes folgte "Moses W" eine art Comedymultitalent der auch nebenbei Gitarre und Bass in diversen Bands spielt. Das ganze war auch recht Lustig, Selbst das klever Publikum lachte. Was echt selten ist. In Kleve geht es immer Bergauf, auf hin und rückweg. Es ist immer Gegenwind und ausserdem lacht der Klever eigentlich nicht, besonders nicht über sich selbst. Der Klever lacht eigentlich nur über Emmericher und Gocher oder aus Mitleid. Obwohl, dass ist ja das gleiche.

Der Auftritt ging ca. 30 Minuten und das Publikum war zufrieden, und nass. Erwähnte ich das es kalt war? Heinz Gröning war wieder dran und brachte wieder Ausschnitte aus seinem Programm bis dann Johannes Flöck kam. Der hat entweder ein Soloprogramm oder ist als dreier Gruppe (blöderweise mit dem widerlichen Mario Barth) unterwegs. War auch ganz lustig aber irgendwie nicht ganz mein Fall was Comedy anbelangt. Es war übrigens immer noch verdammt kalt.

Danach trat noch mal Heinz Gröning auf um dann dem Star des Abends die Bühne zu räumen. Bernhard Hoecker. Den hatte ich zwischendurch schon Backstage gesehen und gemeint das er mit der Schulterbandage und dem Schlauch der Wunderflüssigkeit abführte fatal an eine Borgdrohne erinnerte. Er fand das lustig, und baute das auch gleich in seine Show ein. Diese war wohl die erste nach seiner Verletzung.

Die Show war richtig gut und ging auch über die komplette Länge, eigentlich waren nur 70 Minuten geplant, wurden aber dann doch 90 Minuten. Sogar das Publikum war noch gut drauf. Was selten für Klever ist. denn die sind immer schlecht drauf und haben immer was zu nölen. Warum hier das Publikum gut drauf war lies sich einfach erklären. Es stammte Großteilig nicht aus Kleve. Meine Mutter war wohl auch da. Hatte der zwei Bändchen besorgt. Komischerweise hab ich die nie auf dem Gelände gesehen, aber konnte mir immer sagen wie eine Show war. 

Danach erstmal nach Hause, ekelhaft Kalt. Und irgendwie hatte ich ein ziehen in der rechten schulter.

 



Am nächsten morgen war das ziehen in der rechten Schulter immer noch da, sogar schlimmer als vorher. War gegen 13 Uhr da, quasi Zeitgleich mit Juli. Dem Schlagzeuger eine (zufällig existierende) Aufnahme seines ersten Ärztekonzertes in die Hand gedrückt. Mein Gott was war der Happy. Hat noch ein bisschen aus dem Nähkästchen geplaudert vor allem als ich Frage ob die Band nicht einen bestimmten Song spielen könnte. Er meinte "Können" wäre weniger das Problem aber die Setlist macht das Management, genau wie die entscheiden was aufs Album kommt und was Single wird. Tja genau so denkt man sich das auch bei Majorlabels. Das Management hatte übrigens für die Band alles mögliche an Rohkost und leichtem Essen gewünscht und auch bekommen. Die Band machte sich aber lieber über unser Mitarbeitercatering her, was wie so oft nur aus Pizza, Burgern und Pommes bestand, das Rohkostzeug konnten wir den Hasen geben. Das war am 3. Tag noch da.

Den Anfang machte eine regionale Band namens Melophobia. Die waren auch ganz gut und durften 30 Minuten spielen. Das Radhaus gibt und gab vielen kleinen Bands ihre ersten größeren Auftritte, warum sollte das hier anders sein. Die Band brachte selbst auch ein paar Freunde mit so war es nicht ganz so leer zu Anfang. Es war immer noch Kalt aber wenigstens war es mehr oder weniger Trocken.

Jimmy Floyd Orchestra waren eine Raggea/HipHop Formation ebenfalls aus der Gegend. Ist nicht meine Musik, hatte aber sowieso noch was zu tun. Während des Auftritt tauchte ein nackter(!) betrunkener(!) im Backstage auf, wo keiner weiss wie der dahin kam, an jedem Eingang stand security. Es stellte sich später raus das der durch den Kanal geschwommen war (der eher eine Kloake ist). Der wurde dann der Polizei bzw dem Rettungsdienst übergeben. Sowohl Melophobia als auch Jimmy Floyd Orchestra gibt es nicht mehr.

Die nächste Band "Wunder" waren zu der Zeit Vorband von Juli und kamen quasi mit denen im Gepäck. Das ganze war eine typische Band dieser Zeit, mit einer Frau als Sängerin die es wie Sand am Meer gab und genau so schnell wieder verschwanden wie sie aufkamen. Wobei die Band und Juli wohl einige Überschneidungen bei den Fans haben, es wurde immerhin etwas voller. Man hatte ja mit ca. 3000 verkauften Karten gerechnet. Im Endeffekt waren es glaube ich nur über 1000. So das es nie wirklich voll war.Was aber großteilig dem Wetter geschuldet war. Während Wunder auch tatsächlich meine Mutter getroffen die mal vorbei gucken wollte. Ist auch bis nach Juli geblieben. Immerhin, die ist sonst immer sehr ungern auf Konzerte gegangen wo ich war. Ich glaub sogar nur 3x. Einmal Bryan Adams, hier, und 2009 mal TV Smith. Das letzte Lebenszeichen von Wunder war wohl 2006. Ich gehe nicht davon aus das es die Band noch gibt. Nach 45 Minuten war dann Ende. 

Juli sollten dann etwa 60 Minuten spielen, mit einer Leicht anderen Setlist. Mit "Warum" sollte die nächste Single Promoted werden. Daher wohl die Verschiebung, Die Band spielte rutiniert das Set. Die doch mittlerweile 800 Leute hatten ihren Spass, auch wenn der Altersdurchschnitt auffällig gering war. Gut Juli ziehen genau wie alle anderen Bands der Art eher jüngeres Publikum an. Sah man ja auch immer bei Silbermond. Der Auftritt war gut, aber es wurde wieder relativ kalt.

Setlist: Juli 

  • November
  • Warum
  • Boxer
  • Kurz vor der Sonne
  • Tage wie Dieser
  • Sterne
  • Geile Zeit
  • Tränenschwer
  • Anders
  • Perfekte Welle
  • Was du willst
  • Ich verschwinde
  • Regen und Meer

Der Headliner des Tages waren Die Happy. Eigentlich waren Juli zu dem Zeitpunkt größer als Die Happy aber in Erwartung an die eher jugendliche Zielgruppe haben Juli zuerst gespielt. Juli hätten auch mehr Spielzeit haben können aber das Management wollte das wohl nicht. Die Happy spielten vor immerhin ca. 800 Leuten auch dann ein (fast) volles Konzertset. Danach musste allerdings auch schluss sein. Open Airs dürfen nicht all zu lange gehen wegen der "Anwohner" obwohl es hier keine gab.


 

Am dritten Tag morgens in die Sprechstunde von meinem Arzt gefahren. Bänderdehnung in der Schulter. Irgendwo beim Aufbau passiert. Grandios, natürlich trotzdem rüber zum Festival. Vor dem Gelände erst dich Diskussion mit der Polizei, man dürfte ja dort nicht durch. Trotz entsprechendem Pass und Passierschein. Ich war eh schon angepisst und dann auch noch sowas. Kam dann irgendwann trotzdem durch. 

Die erste Band des Tages war "Hybrid" wieder eine Lokale aus Kleve die es seit Ewigkeiten nicht mehr gibt. Die Fingen so früh an, wir hatten noch nicht mal das Radhausbanner wieder hingehangen. Einige wenige Leute hatten sich zu beginn eingefunden, wohl Freunde der Band. Aber immerhin war es trocken und sogar die Sonne kam raus. Mehr als 18°C wurde es trotzdem nicht. 30 Miunuten spielte die Band so eine Art Crossover. Ich brauchte erstmal ziemlich viel Kaffee.

Als zweite Bands spielten Black8Balls aus Issum, die Musikrichtung schimpft sich wohl eightcore. Ist aber im Grunde Crossover mit 2 Sängern. Gefiel mir eigentlich ganz gut und es war sogar Publikum anwesend trotz das es erst irgendwie 14:30 war. Gut bei Bands die so früh spielen sind das fast immer Freunde und bekannte der Band. Knapp 40 Minuten spielte diese Band bevor es weiter ging mit "Julia".

Die waren mit, ich glaube, "Exilia" auf Tour und spielten also auch hier. Größte Bekanntheit hatte die Band wohl durch den Titelsong der Eishockey WM 2005 "Beautiful" 2009 löste sie sich auf. War eigentlich ganz gute Musik vor. 24 (Handgezählt) Leuten vor der Bühne, schade drum aber die Leute hatten immerhin spass. Mir gefiel das eigentlich auch gut, 40 Minuten gut unterhalten.

Als nächstes spielten Face Tomorrow, einer Niederländischen alternative RockBand. Jemand hatte auch das Publikum ausgetauscht, es standen jetzt fast nur noch niederländer dort, und auch nur für diese eine Band. Ich konnte der Band aber nicht viel abgewinnen und hab daher lieber was sinnvolles getan. Der Feuerwehr ihr Bier kalt stellen lassen. Die waren mit dem halben Löschzug da und machten technisch gesehen gut die hälfte des anwesenden Publikums aus. 45 Minuten ging das ganze. Immerhin kam nach und nach mehr Publikum an. 

Als nächstes Spielte T.M. Stevens mit seiner Shocka Zooloo Band. TM Stevens ist Bassist und hat mit ziemlich vielen sehr großen Bands im Studio zusammengespielt. Allerdings nie im großen Rampenlicht. Seit 2001 veröffentlichte er auch Studioalben, und zieht auch Publikum an, ca. 600 Leute hatten sich immerhin versammelt um die etwa 50 Minuten lange Show zu sehen. "Heavy Metal Funk" beschreibt das ganze schon recht gut. Ich fand die Show ziemlich gut. Obwohl mir die doofe Schulter ziemlich weh tat. Immerhin hatte ich aber was zu Essen. T.M. Stevens sitzt mittlerweile wegen Demenz in einem Pflegeheim.

Als nächstes spielten Exilia, und wieder wechselte das Publikum durch. Exilia spielen Nu Metal und haben schon mehrmals im Radhaus gespielt. Die Band ist einigermaßen bekannt aber der große Durchbruch gelang ihnen nie. Aber die Fangemeinde ist Treu und einige hatten sich auch hier hin verirrt. Das eigentliche Problem war, viele Leute kamen nur für eine Band und gingen danach wieder, daher wurde es nie richtig voll und auch für den zweiten Konzerttag wurden viel zu wenige Tickets verkauft. Exilia spielten etwa 50 Minuten. Nu Meal ist aber gar nichts wirklich für mich, also hab ich das ganze nur vom Lichtturm aus angeguckt. 

Danach folgten Klee, die machen Elektropop und waren gerade auf dem Weg auch international bekannt zu werden und spielten quasi überall wo es eine Bühne gab, das Publikum wechselte schon wieder druch, die die Exilia sehen wollten, wollten Klee nicht sehen und gingen teilweise. Immerhin blieben einige weil sie auch den Headliner später sehen wollten. Das Publikum blieb hier eher reserviert bis auf eine kleine Gruppe die die Band abfeierte. Mir gefiel es, obwohl ich die Band auch nur oben vom Lichtpult gesehen habe.

Der Co-Headliner waren Blackmail, eine Independent Band aus Koblenz. Der Lichtmixer von denen war auch der erste dem überhaupt aufgefallen hatte das ich eine Videokamera dabei hatte. Auf die Frage ob ich Filmen würde hab ich erstmal mit "Nein" reagiert. Weil Blackmail waren ja da schon recht groß. Der meinte aber dann "Wieso nicht? Mach mal!" Gut kein Problem. Der Auftritt war auch noch richtig richtig gut. Zum erstem mal war auch die Lichtanlage gefordert. Das sah auch richtig gut aus. Leider war das Publikum wieder etwas weniger geworden und es wurde auch wieder kälter was man auch merkte. Immerhin hatte das anwesende Publikum trotz teilweise Winterjackenwetter spass. Etwa 60 Minuten ging der Auftritt.

Danach sollten noch die H-Blockx spielen, allerdings war da mit der Crew nicht zu spassen, Es durfte kein "Bandfremder" die Bühne betreten, den Lichtturm oder auch den Bereich am Mischpult. So ein arrogantes gehabe gibts sonst nur bei Bands der größte Madonna oder Robbie Williams. Zudem fand ich die Band schon immer ziemlich scheisse so das ich mir keine 3 Songs mehr gegeben habe. 

Bin dann in der Zeit aus neugier mal zum Zeltplatz gelaufen (hätte den Weg gar nicht so weit eingeschätzt aber das waren 30 Minuten Fußweg. So 20 Zelte waren da, und eine Gummirutschbahn die mit Wasser Nass gemacht wird. Das hatten die dort Anwesenden freunlicherweise vom THW, die auch die Ausleuchtung machten bekommen. Und das bei 8°C. Auf dem Zeltplatz hatten sich auch noch Mitglieder der Band "Krake durch Leguan" eingefunden die noch ein 30 Minuten Akustik set spielten. Ich durfte dann den ganzen weg noch zurück Laufen und mein Auto holen.


 

Beim Abbau helfen konnte ich aber dann nicht mehr wirklich. Ich konnte meinen Arm nicht mehr wirklich ohne Schmerzen bewegen. Das hab ich 10 Wochen später noch gemerkt. Immerhin hatte dafür auch jeder Verständnis. 

Leider haute das Festival ein extremes Loch in die Radhaus Kasse. Es hat Jahre gedauert und hilfe der Stadt damit man hier überhaupt weiter machen wollte. Wenn ihr mal als Band da spielt sind eure Verzehrkarten immer noch welche vom damaligen Open Air. Es wurden wohl ca. 1000 Karten zu wenig verkauft um die Kosten zu decken. Schade drum.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen